Meldestelle für Diskriminierung im Fußball in NRW Bochum, März 2025
MeDiF-NRW veröffentlicht 2.Jahresbericht zu Diskriminierungsdynamiken
Seit dem 01.07.2022 ist die Meldung von Diskriminierungsvorfällen im Fußball über das Meldeportal von MeDiF-NRW (www.medif-nrw.de) möglich. Im nun veröffentlichten 2. Jahresbericht der Meldestelle für Diskriminierung im Fußball in NRW wurden Meldungen ausgewertet, die in den Jahren 2023 und 2024 über das Portal anonym eingegangen sind. Aktuell verzeichnet MeDiF-NRW knapp 2500 Meldungen zu diskriminierenden Vorfällen im Fußball in NRW (Stand: März 2025).
Der Fußballsport ist eine populärkulturelle und soziale Arena, die von diversen Akteur*innen stets mit der Metapher „Brennglas der Gesellschaft“ versehen wird. Damit ist gemeint, dass sich im Stadion, auf den Fußballplätzen von Amateur*innenvereinen, in der Eckkneipe, beim Public Viewing und bei Social Media soziale Prozesse und Phänomene in intensivierter Form beobachten lassen, die auch in der Gesamtgesellschaft existieren. Der Fußball ist geprägt durch spezifische Gelegenheitsstrukturen, die sowohl Enthemmungen als auch offene und subtile Formen von Diskriminierung befördern und intensivieren. Das ist insofern problematisch, weil der Fußball für viele junge Menschen eine zentrale Sozialisationsinstanz darstellt. Wir von MeDiF-NRW fordern deshalb: Eine Fußballkultur, in der Diskriminierung keinen Platz mehr hat!
Im nun publizierten 2. Jahresbericht der Meldestelle für Diskriminierung im Fußball in NRW finden Sie wie gewohnt ein komplexes Lagebild, das auf der Grundlage von wissenschaftlichen Dokumentations- und Auswertungsverfahren einen Überblick gibt über Diskriminierungstatbestände und Ausgrenzungsdynamiken im Sportland NRW. Neben den evidenzbasierten Analysen präsentieren wir Ihnen des Weiteren unsere diskriminierungskritischen Qualifizierungs-, Sensibilisierungs- und Awarenessformate, die wir auf der Basis der bei uns eingegangenen Vorfallsmeldungen für die praxisnahe Präventions- und Interventionsarbeit im Fußball entwickelt haben. Weitere Informationen zum Projekt erhalten Sie unter www.medif-nrw.de. Auf unserer Homepage stellen wir Ihnen den 2. Jahresbericht als PDF zur Verfügung.
Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte e.V. Düsseldorf, 20.03.2025
Vom 17. bis zum 20. März kamen die 71 sozialpädagogischen Fußball-Fanprojekte zur Jahrestagung ihrer Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) in Nürnberg und Fürth zusammen. Zu dieser Veranstaltung nahmen die Fansozialarbeit neben der Fachöffentlichkeit auch kommunale Vertreter*innen der jeweiligen Ausrichtungsorte sowie Repräsentant*innen der ansässigen Fußballclubs und der Fußballverbände Teil.
Das Motto der diesjährigen Tagung lautete: „Soziale Arbeit in Konkurrenz? – Fanprojekte im lokalen Netzwerk“. Herausgestellt wurden in diesem Jahr die Anknüpfungspunkte der Fansozialarbeit an das sie umgebende Hilfesystem vor allem in den Kommunen, aber auch an Einrichtungen in Land und Bund. Daher waren neben den Mitarbeitenden der Fanprojekte auch Kolleg*innen aus der städtischen oder überregionalen Sozialen Arbeit eingeladen. Neben der geschlechtsspezifischen Gewaltprävention waren auch die Bereiche der Radikalisierungs- und Gewaltprävention sowie ganz allgemein die kommunale Jugendarbeit vor Ort vertreten. Ein Ergebnis des geplanten fachlichen Austausches liegt daher in der Intensivierung der Kooperation von Fanprojekten mit Einrichtungen an den jeweiligen Standorten. „Es ging uns in diesem Jahr darum, unsere Wirkung durch die alltägliche Kooperation und Netzwerkarbeit in der Kommune herauszustellen und sichtbar zu machen“, so der BAG-Sprecher Stefan Roggenthin vom Fanprojekt Magdeburg.
Darüber hinaus gab es Fortbildungsangebote und Workshopinhalte, die der Fansozialarbeit helfen sollen, aktuelle Aufgaben und Themen besser bewältigen zu können. Denn nicht nur die Klientel der Fanprojekte verändert sich beständig, sondern auch die Mittel, mit denen zum Beispiel kommuniziert wird. „Dieses Tagungsformat, das wir in diesem Jahr zum 31. Mal erleben durften, hilft uns bei unserer Arbeit und hinsichtlich des kollegialen Austausches sehr. Wir erlebten auch diesmal wieder, wie vielfältig und inhaltsreich unsere Form der Sozialen Arbeit ist. Nun kehren wir gestärkt und mit neuer Motivation an unsere jeweiligen Standorte zurück“, fasst die BAG-Sprecherin Antje Hagel vom Fanprojekt Offenbach die Wirkung der Fachveranstaltung zusammen.
Bereits bei der Eröffnung der Tagung am vergangenen Dienstag zeigte sich DFB-Präsident Bernd Neuendorf von der Wirksamkeit der Fanprojekte überzeugt, die regelmäßig von einem externen Institut evaluiert werden. So hebe er auch in Gesprächen mit der Politik stets das Engagement der Mitarbeitenden der Fanprojekte hervor, die Wochenende für Wochenende viele junge Menschen in den Stadien und auf Reisewegen begleiteten. Michael Gabriel von der Koordinationsstelle der Fanprojekte (KOS) erwähnte ebenfalls die hohe Qualität der Fanprojektarbeit, die in einer aktuellen Broschüre der KOS dokumentiert sei. Und schließlich stärkte auch Eric Roda-Gracia von der Abteilung Fanangelegenheiten bei der DFL den Fanprojekten den Rücken, als er ihren Beitrag zur Sicherheit in Fußballstadien ansprach. "Die Fans in den Fußballstadien fühlen sich sicher", fasste er die Ergebnisse der verbandseigenen Befragung von Stadionbesuchenden zusammen, und die Fanprojekte hätten einen Anteil hieran. Schließlich bestätigten die Vertreter*innen der lokalen Jugendhilfe sowie der Träger beider Fanprojekte in Nürnberg und Fürth den Wert für die lokale Jugendarbeit. Die Möglichkeit der Verweisung von jungen Menschen an lokale Hilfestrukturen sei für die Fanprojektarbeit eine wertvolle Ressource. Und umgekehrt erreichten die Fanprojekte Jugendliche, die von sonstigen lokalen Angeboten nicht erfasst würden.
Am letzten Tag rundete schließlich die Jahreshauptversammlung der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte e.V. die Tagung ab, bei der sich über die interne Gremienarbeit abgestimmt wurde. Außerdem konnte mit dem städtischen Träger des neu gegründeten Fanprojektes in Ulm ein neues Mitglied in die BAG aufgenommen werden. Die BAG der Fanprojekte bedankt sich bei den ausrichtenden Fanprojekten Nürnberg und Fürth, die für einen gelungenen Rahmen in ihren Städten gesorgt haben. Im kommenden Jahr wird das Fanprojekte Erfurt die Tagung ausrichten.
Aachen, 17.03.2025
Das Fanprojekt Aachen setzt sich für demokratische Werte, Respekt, Vielfalt, Gleichberechtigung, Toleranz und Zusammenhalt ein. Ausgrenzung, Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung sollte in unserer Gesellschaft konsequent begegnet werden. Die „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ finden in diesem Jahr vom 17. bis zum 30.3.2025 statt. Das Motto lautet „Menschenwürde schützen“. In Artikel 1, Absatz 1 unseres Grundgesetzes heißt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt.“
Auf diesem Wege möchten wir auf unseren Workshop „Haltung zeigen auf den Rängen und auf dem Platz“ für Schul- und Jugendgruppen hinweisen. Hast du Ideen zu einzelnen Projekten für Vielfalt, Gleichberechtigung und Zusammenhalt und gegen Ausgrenzung, Rassismus und Diskriminierung, dann melde dich gerne direkt beim Fanprojekt.
Erläuterungen zur Menschenwürde / Würde findest du beispielsweise auf der Seite der Bundeszentrale für politische Bildung.
Leipzig / Frankfurt, 12.03.2025
Der Fall ging durch die Medien. Im Zuge einer Strukturermittlung des Landeskriminalamtes Sachsen geriet auch ein sozialpädagogischer Mitarbeiter des Leipziger Fanprojektes als Beschuldigter ins Visier von Polizei und Staatsanwaltschaft. Insgesamt drei Jahre – von 2014 bis 2016 – lief ein sogenanntes Strukturermittlungsverfahren nach §129, der Bildung einer kriminellen Vereinigung, in dessen Kontext unterschiedliche strafprozessuale Maßnahmen Anwendung fanden. Unter anderem wurde das Telefon des Mitarbeiters im Rahmen einer TKÜ-Anordnung über mehrere Monate überwacht, tausende Gesprächsinhalte und Nachrichten wurden dabei erfasst, transkribiert und interpretiert. Im Fokus der Überwachung stand vor allem die pädagogische Beziehungsarbeit mit jugendlichen Fans der BSG Chemie Leipzig: die Fahrten zu Fußballspielen, die Organisation von Veranstaltungen und Workshops, sensible Einzelfallhilfen und bildungspolitische Angebote. Aber auch viele Aspekte aus dem „Kernbereich privater Lebensführung“, Gespräche mit Familie, Freundin, Kind und Alltagsleben wurden protokolliert und dezidiert ausgewertet.
Im Nachgang musste die zuständige Behörde hunderte Personen informieren, die als „Beifang“ mit ins Visier der Ermittler geraten sind: u.a. Ärzt*innen, Anwält*innen, Sozialarbeiter*innen, Journalist*innen und Politiker*innen. Die Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) und die Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte (BAG) initiierten nach der Öffentlichmachung des Falls einen Offenen Brief unter dem Titel „Gegen die Kriminalisierung der Sozialen Arbeit mit Fußballfans“. Der Fall zog mehrere kleine Anfragen im Sächsischen Landtag nach sich und war u.a. Thema im Rechts- und Innenausschuss des Parlaments. Der sächsische Datenschutzbeauftragte kritisierte das Vorgehen der Ermittler*innen in seinem Jahresbericht und unterzog das Vorgehen von LKA und Staatsanwaltschaft einem Prüfverfahren.
Im Januar 2025 – also acht Jahre nachdem die Telefonüberwachung des Mitarbeiters vor den zuständigen Gerichten problematisiert wurde – entschied nun das Landgericht Dresden in einem abschließenden Beschluss, dass die damalige Maßnahme der Dresdner Staatsanwaltschaft klar rechtswidrig war. Der Mitarbeiter des Fanprojektes hätte nicht überwacht werden dürfen, der Ermittlungsansatz der Behörde war rückblickend nicht tragfähig. Zusätzlich hätte er viel eher über die stattgefundene TKÜ-Maßnahme informiert werden müssen, denn TKÜ-Maßnahmen sind schwerwiegende Eingriffe in die persönlichen Grundrechte. Das Gericht verweist in seine Begründung auf den beruflichen Kontext, auf das Berufsgeheimnis des Mitarbeiters und das besonders sensible Arbeitsfeld, in denen sich Mitarbeitende von Fanprojekten bewegen. Für den Kollegen des Fanprojektes in Leipzig ist das Urteil gleichsam eine enorme Erleichterung. Endlich ist der Rechtsstreit über das rechtswidrige Abhören beendet. Der lange Atem hat sich gelohnt.
Für die Fansozialarbeit im Speziellen, aber auch für viele andere Felder der Sozialen Arbeit ist das Urteil vor allem auch aus professionstheoretischer und berufsrechtlicher Sicht von Belang und Bedeutung. Der Fall steht neben anderen – wie zuletzt in Karlsruhe – für das potenzielle Risiko der Kriminalisierung der Sozialen Arbeit, die eben auch mit schwierigen und delinquenten Zielgruppen agiert. Polizeiliche Ermittler*innen, Richter*innen und Staatsanwält*innen benötigen eine präzise Kenntnis über die spezifischen Momente Sozialer Arbeit. Nachhaltige sozialpädagogische Bemühungen und das Setzen von Veränderungsimpulsen können nur dann funktionieren, wenn sie in einem geschützten Rahmen stattfinden, in dem vertrauensvoll zwischen Pädagog*innen und Klientel agiert werden kann. Das professionelle Handeln von Sozialarbeiter*innen erfüllt im Kontext der gesetzlichen Maßgaben wichtige staatliche Aufgaben, hier die pädagogische Arbeit in der Lebenswelt von jungen Fußballfans: in Stadien, auf Reisewegen, an Treffpunkten oder einfach auf der Straße. Diese Tätigkeiten erfolgen theorie- und methodengestützt und auf der Basis einer werteorientierten Berufsethik, die ermöglicht, die Menschen in ihren Fähigkeiten, Potentialen und Ressourcen zu sehen und gleichzeitig eine kritische Distanz zu wahren.
Sozialarbeiter*innen hier zum Gegenstand von Ermittlungen zu machen, verkennt professionelles Handeln sowie gesellschaftlichen Auftrag und wirkt einer erfolgreichen Arbeit entgegen. Der Zustand der Unsicherheit, der sich durch die oben beschriebenen Exekutivmaßnahmen abbildet, stellt mittlerweile eine ernste Gefahr für das Arbeitsfeld dar. Seit einigen Jahren kämpft die Soziale Arbeit auf Bundesebene daher für eine Reform des §53 StPO, dem sogenannten Zeugnisverweigerungsrecht, und weist dezidiert auf den strafprozessualen Veränderungsbedarf hin. Die aktuelle Rechtsprechung zu den Ermittlungen gegen die Fansozialarbeit in Leipzig unterstreicht aus unserer Sicht noch einmal die Plausibilität und die Dringlichkeit, das Vertrauensverhältnis zwischen Sozialarbeiter*innen und Klientel mit der notwendigen rechtlichen Absicherung zu versehen.
Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte e.V.
Koordinationsstelle Fanprojekte (KOS) bei der Deutschen Sportjugend
Landesarbeitskreis Mobile Jugendarbeit Sachsen e.V.
Auf der Homepage der Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte e.V. finden sich neben der Presseinformation Ansprechpartner*innen bei Rückfragen sowie eine Auswahl weiterführender Beiträge.
Aachen, 25.02.2025
Nach reiflicher Überlegung haben wir uns dazu entschieden, nicht mehr Teil der Anhörungskommission von Alemannia Aachen, der das Fanprojekt in beratender Funktion angehörte, zu sein. Die Gründe dafür sind vielfältig und folgen unseren, nicht zufriedenstellenden Erfahrungen über einen längeren Zeitraum. In der Rückschau müssen wir uns eingestehen, dass wir diesen Schritt eigentlich bereits früher hätten tätigen müssen, ohne an dieser Stelle zu sehr ins Detail gehen zu wollen. Zu unserem Entschluss hat letztlich das in unserer Wahrnehmung andauernde fehlende Interesse des Geschäftsführers der Alemannia Aachen GmbH, der auch gleichzeitig Stadionverbotsbeauftragter ist, am Gremium und wichtigen Inhalten geführt.
Im Jahre 2017 hat das Fanprojekt Aachen das „Handlungskonzept zum Umgang mit Stadionverboten bei Alemannia Aachen“ geschrieben, angelehnt an verschiedene Konzepte und Erfahrungen anderer Standorte. Dem vorangegangen war damals ein sehr konstruktiver Erarbeitungsprozess mit Ultras der Karlsbande und des Kollektivs. Wir bedanken uns an dieser Stelle bei den Mitgliedern der Kommission, v.a. beim Leiter Veranstaltungs- und Sicherheitsmanagement, für den manchmal kontroversen, aber stets auf Augenhöhe geführten Austausch. Zu den Themen „Stadionverbot“ und „Bewährung“, v.a. in Hinblick auf unsere Zielgruppe und aus Perspektive einer Jugendhilfeeinrichtung, stehen wir sowohl den Gremiumsmitgliedern als auch von einem möglichen Stadionverbot betroffenen Fans weiterhin für Gespräche zur Verfügung.
Aachen, 13.02.2025
Das Fanprojekt Aachen blickt auf ein ambivalentes Jahr 2024 zurück. Wir hatten viele schöne Erlebnisse, ob im Stadion, in Action oder auf Achse. Wir erinnern uns an sehr gute Gespräche und sind froh, dass viele Menschen aus unserer sogenannten Zielgruppe das Fanprojekt wertschätzen. Bereichernd war der Austausch mit Kolleg*innen, verschiedenen Akteur*innen rund um die Spieltage und dem neu gegründeten Fanbeirat. Das vergangene Jahr war allerdings auch sehr mühsam und anstrengend. Neben den sportlichen Erfolgsmeldungen produzierte unser Bezugsverein eine Reihe negativer Schlagzeilen, die bundesweite Beachtung fanden und uns jede Menge Energie raubten. Darauf hätten wir gerne verzichtet und dies wäre auch vermeidbar gewesen.
Im Jahresrückblick 2024 informieren wir mit ausgewählten Impressionen über unsere Arbeitsinhalte. Unsere Texte können dabei nur einen kleinen Ausschnitt wiedergeben. Die aktuelle Broschüre, die in erster Linie als Tätigkeitsnachweis für Förderer*innen und Netzwerkpartner*innen gedacht ist, steht der Öffentlichkeit zur Ansicht und zum Download auf unserer Homepage zur Verfügung.
Fotos: Fanprojekt Aachen, Jerome Gras, Karlsbande Ultras
Aachen, 10.02.2025
Ausführlichere Infos zum Fancamp und zur Anmeldung gibt es, wenn du auf den gelben Button klickst. Interesse? Dann sicher dir schnell noch einen Platz.
Aachen, 10.02.2025
Aachen, 27.01.2025
Ligaspiel in München und Gedenkstättenfahrt nach Dachau. Anlässlich des Auswärtsspiels der Schwarz-gelben beim TSV 1860 München am Osterwochenende bietet das Fanprojekt Aachen interessierten Alemannia-Fans eine besondere Fahrt an, bei der wir Fußball und Bildung miteinander verbinden. Auf dem Programm stehen nicht nur das Ligaspiel im Stadion an der Grünwalder Straße, sondern auch der Besuch der KZ-Gedenkstätte Dachau. In der Stadt nordwestlich der bayrischen Landeshauptstadt errichtete das nationalsozialistische Regime einst das erste als Dauereinrichtung gebaute Konzentrationslager. Für das Erkunden von München und weitere Aktivitäten bleibt bei unserer 5-Tages-Tour außerdem genügend Zeit.
Hinfahrt: Donnerstag 17.04.2025
Rückfahrt: Ostermontag 21.04.2025
Kosten: 120 € (inkl. Fahrt, Unterkunft mit Frühstück, Eintrittskarte, Gedenkstättenbesuch)
Alter: 16-27 Jahre
Wichtige Hinweise: Die Anmeldung erfolgt bitte per Mail mit Nennung des Namens, des Alters und der telefonischen Erreich-barkeit unter info@fanprojekt-aachen.de. Die Bereitschaft, an einem Vorbereitungstreffen teilzunehmen, wird vorausgesetzt. Minderjährige benötigen eine Einverständniserklärung ihrer Eltern. Weitere Informationen gibt es direkt beim Fanprojekt.
Erinnerungstag im deutschen Fußball Aachen, 27.01.2025
Fotos: Initiative "Nie wieder"
Befreiung und Gedenktag
Am 27. Januar 1945 befreite die Rote Armee die verbliebenen ca. 7.600 Gefangen des weitgehend geräumten Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau. Das Datum wurde 1996 in der Bundesrepublik Deutschland zum „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“, ein paar Jahre später von den Vereinten Nationen zum „Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“ bestimmt, und erinnert an die Millionen von Opfern des Nationalsozialismus: Jüdinnen und Juden zuallermeist, aber auch Sinti und Roma, Homosexuelle, Behinderte, Kriegsgefangene, politisch Andersdenkende, Menschen, die nicht in die menschenverachtende Weltanschauung passten und für "lebensunwert" erklärt wurden. 2025 jährt sich die Befreiung des KZ Auschwitz zum 80. Mal.
Auschwitz
Auschwitz-Birkenau liegt im südlichen Polen, nah den Grenzen zum heutigen Tschechien und der Slowakei. Zur Zeit des Nationalsozialismus war das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau der größte Komplex aus Gefangenlagern. Auschwitz ist der deutsche Name für die polnische Stadt Oświęcim, in deren Nähe das Stammlager errichtet wurde. Birkenau ist der deutsche Name für die Gemeinde Brzezinka, auf deren Gebiet sich das Vernichtungslager befand. In der Nachkriegszeit ist der Name Auschwitz zu einem Symbol für den Holocaust geworden. Das Wort Holocaust stammt von dem griechischen Wort holókaustus und bedeutet völlig verbrannt. Im Hebräischen spricht man von Shoah, was Katastrophe oder Untergang meint. Der Begriff wird verwendet, wenn von der systematischen Vernichtung ganzer Bevölkerungsgruppen während des Nationalsozialismus gesprochen wird. Die Nazis ermordeten in Europa 6 Millionen Jüdinnen und Juden. Das KZ Auschwitz wurde 1940 errichtet und dabei zum zentralen Ort der Massenvernichtung. In Auschwitz starben insgesamt zwischen 1,1 und 1,5 Millionen Menschen in den Gaskammern, durch Erschießen oder den Hungertod.
Namen von 140 Menschen aus Aachen sind bekannt, die in Auschwitz ermordet wurden. Die tatsächliche Zahl der Opfer ist wahrscheinlich jedoch deutlich höher. Zu den Opfern gehörten u.a. Fredy Hirsch, Sportlehrer und Erzieher, und Edith Frank-Holländer, die in Aachen geboren wurde und Mutter von Anne Frank war.
Alemannia Aachen und der Holocaust
Ab 1933 wehte auch bei der Alemannia ein rauer Wind: Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten wurde der junge Fußballer Max Salomon, der seit zehn Jahren Mitglied im Verein war, vom Verein ausgeschlossen, weil er Jude war. Die Vereinszeitung äußerte sich dazu nur knapp: „Salomon trat infolge der Zeitrichtung ab.“ Sein letztes Spiel bestritt er im März, Anfang April 1933 gehörte er bereits nicht mehr zum Kader. Max Salomon floh später vor der Verfolgung aus Aachen und wurde 1940 in Frankreich festgenommen. 1942 sollte er im Alter von 36 Jahren ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau deportiert werden. Auf dem Transport dorthin musste er den Zug verlassen, um Zwangsarbeit zu leisten, und an diesem Punkt verlieren sich seine Spuren. Es wird angenommen, dass er bei diesem Arbeitseinsatz in Oberschlesien (im heutigen Polen) ums Leben kam. Neben ihm sind vier weitere Alemannia-Mitglieder bekannt, die im Holocaust ermordet wurden: Erich André, Josef Keusch, Fritz Moses und Max Salomons Bruder Robert.
Nie wieder: Erinnerungstag im deutschen Fußball
"Nie wieder Auschwitz“ hieß die Botschaft der Überlebenden des Vernichtungslagers. Fußballfreunde haben diese Botschaft 2004 aufgegriffen und den „Erinnerungstag im deutschen Fußball“ ins Leben gerufen. Ein Bündnis aus Einzelpersonen, Fangruppen und Fanprojekten, Vereinen, Verbänden und weiteren Institutionen engagiert sich dabei für eine würdige Gedenkkultur und für ein Stadion ohne Diskriminierung. An den Spieltagen rund um den 27. Januar wird der Erinnerungstag mit vielfältigen Aktionen im und außerhalb des Stadions organisiert. Die Kampagne zum 80.Jahrestag der Befreiung von Auschwitz lautet „dass Auschwitz nie mehr sei!“
Der Deutsche-Fußball Bund und seine Vereine haben sich lange schwergetan, ihre Rolle in der Zeit des Nationalsozialismus aufzuarbeiten und sich den unbequemen Fragen, z.B. in Hinblick auf die Verfolgung von Vereinsmitgliedern, zu stellen. Die Gründe: persönliche Verstrickungen, Mutlosigkeit und Scham. Die Begründung: Sport sei „unpolitisch“ oder „politisch neutral“. Wurde der Sport damals durch den die nationalsozialistische Ideologie vollständig für ihre menschenverachtende Weltanschauung vereinnahmt und instrumentalisiert, so haben Fans, Vereine und Verbände nicht nur die Verantwortung, den Opfern zu gedenken, sondern Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung aktiv entgegenzutreten.
Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte e.V. Düsseldorf, 29.10.2024
Mitarbeitende des Fanprojektes Karlsruhe wegen Strafvereitelung zu Geldstrafen verurteilt – BAG: „Wir sind entsetzt und schockiert ob dieses Urteils!“
Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der Fanprojekte zeigt sich enttäuscht über die Verurteilung der Mitarbeitenden des Fanprojektes Karlsruhe in ihrem Verfahren wegen Strafvereitelung. „Dieses Urteil ist ein Schlag ins Gesicht unserer Kolleg*innen in Karlsruhe, für die Fußball-Fanprojekte und die gesamte Soziale Arbeit bundesweit“, bewertet BAG Sprecherin Antje Hagel das Urteil.
Nachdem Mitarbeitende des Fanprojektes Karlsruhe zuletzt Strafbefehle über 120 Tagessätze á 60€ wegen Strafvereitelung bekamen, fand gestern die Verhandlung dazu statt. Die Mitarbeitenden mussten sich bereits im Vorfeld mit einer angedrohten Beugehaft auseinandersetzen, da sie sich weigerten, eine Aussage bei der Staatsanwaltschaft Karlsruhe zu leisten. Sie sollten sich zu Vorfällen anlässlich einer Pyro-Aktion im Karlsruher Stadion äußern. Die Staatsanwaltschaft ging davon aus, dass die Mitarbeitenden aus Gesprächen zwischen den Konfliktparteien Hintergründe erfahren hätten. Ziel dieser vertraulichen Gespräche war es, intensive Reflektionsprozesse zu begleiten, um so eine Aufarbeitung des Geschehens zu ermöglichen. Dennoch warf die Staatsanwaltschaft den Kolleg*innen Strafvereitelung vor. Das gestrige Urteil reduziert zwar die Höhe der Tagessätze, bestätigt aber den Tatvorwurf und stellt eine Zäsur für die Arbeit der sozialpädagogischen Fanprojekte sowie der gesamten Sozialen Arbeit dar. Wenn aus Sozialer Arbeit Straftaten konstruiert und diese verurteilt werden, dann wird der Sozialen Arbeit nachhaltig Schaden zugefügt! Den Ausgang dieses Verfahrens sieht die BAG der Fanprojekte als Verpflichtung: „Der Fall Karlsruhe verdeutlicht die Notwendigkeit eines Zeugnisverweigerungsrechts für die Profession Soziale Arbeit. Den Reformbedarf des §53 StPO werden wir weiterhin einfordern“, kündigt BAG-Sprecher Benjamin Belhadj an. Die Soziale Arbeit hat sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten, nicht nur im Bereich der Fußball-Fanprojekte, stark weiterentwickelt. Vertraulichkeit, Parteilichkeit und Freiwilligkeit sind Grundpfeiler der Arbeit, die es zu schützen gilt, um weiterhin pädagogisch und präventiv dem gesetzlichen Auftrag nachkommen zu können. Nur mit der Möglichkeit, vertrauliche Gespräche mit Klient*innen zu schützen, ist eine nachhaltige Arbeit gegen Gewalt, Drogenmissbrauch und Diskriminierung denkbar.
Die BAG der Fanprojekte fordert daher nachdrücklich die Bundesregierung auf, sich diesem Thema noch in dieser Legislaturperiode anzunehmen und das Zeugnisverweigerungsrecht für die Soziale Arbeit gesetzlich zu verankern. Den nun verurteilten Kolleginnen und Kollegen in Karlsruhe wird versichert: „Die BAG der Fanprojekte steht geschlossen hinter euch, ein solcher Fall darf sich nicht wiederholen“, so Antje Hagel.
Bundesarbeitsgemeinschaft der Fanprojekte e.V. Düsseldorf, 23.10.2024
BAG der Fanprojekte empört über die Forderung nach einer Wirksamkeitsanalyse nach dem Spitzengespräch der Innenminister*innen mit den Fußballverbänden
Die Bundesarbeitsgemeinschaft (BAG) der Fanprojekte zeigt sich empört über die Forderung nach einer weiteren Wirksamkeitsanalyse von sozialpädagogischen Fanprojekten, die im Rahmen der kürzlich stattgefundenen Pressekonferenz des Spitzengesprächs aufgestellt wurde. Die BAG versteht diese Forderung als Misstrauenserklärung, die den langjährigen Beitrag der Fanprojekte zur Gewaltprävention und zur Förderung einer positiven Fankultur nicht angemessen würdigt.
„Die Forderung nach einer Wirksamkeitsanalyse ignoriert vollkommen die zahlreichen Erfolge, die die mittlerweile 70 sozialpädagogischen Fanprojekte in Deutschland in den letzten Jahren erzielt haben“, erklärt Stefan Roggenthin, einer der vier Sprecher*innen der BAG. „Fanprojekte leisten einen unverzichtbaren Beitrag zur Gewaltprävention, Deeskalation von Konflikten und zur Förderung eines respektvollen Miteinanders im Stadion.“ Die BAG weist darauf hin, dass Fanprojekte seit ihrer Gründung vor über 40 Jahren erfolgreich daran arbeiten, gewaltbereite Auseinandersetzungen zu verhindern und ein positives Umfeld für alle Stadionbesucher*innen zu schaffen. Durch präventive Maßnahmen, Bildungsangebote und Zusammenarbeit mit Vereinen und Sicherheitsbehörden tragen sie maßgeblich dazu bei, dass Fußballspiele zu einem Ort des gemeinsamen Erlebens werden „Es ist enttäuschend, dass bei der Pressekonferenz nicht auf die positiven Effekte unserer Arbeit eingegangen wurde“, so Mattis Nüsse, ein weiterer BAG-Sprecher. „Stattdessen wird ein Bild gezeichnet, das den komplexen Herausforderungen im Fußballumfeld nicht gerecht wird. Wir fordern eine differenzierte Betrachtung und eine Auseinandersetzung mit den tatsächlichen Gegebenheiten.“
Die BAG der Fanprojekte appelliert an alle Beteiligten, die wertvolle Arbeit der Fanprojekte ernst zu nehmen, in zukünftigen Diskussionen angemessen zu berücksichtigen und nicht für Verunsicherung durch Forderungen nach Wirksamkeitsanalysen zu sorgen. Nur durch einen konstruktiven Dialog, wie er standortbezogen in z.B. den Stadionallianzen stattfindet, können nachhaltige Lösungen gefunden werden zu Themen wie zum Beispiel Regelverletzungen, Gewalt, Stadionverboten, Diskriminierungen oder auch sexualisierter Gewalt.
Gayson Stanley aka „Der Prof“ gibt sich die Ehre: Am 4.10.2024 ist die sympathische Plaudertasche aus Norddeutschland zu Gast im Fanprojekt Aachen. Im Gepäck hat er sein zweites Buch „In 100 Ländern um die Welt“ und jede Menge Geschichten aus seinem Leben als Fußballtourist. Im Rahmen der diesjährigen Fußballkulturtage NRW (4.-23.10.2024) laden wir Interessierte herzlich zur Lesung und einem launigen Abend mit Gayson Stanley ein.
Wann: Freitag, den 4.10.2024
Wo: Fanprojekt Aachen
Einlass: 16.15 Uhr
Beginn: 17.00 Uhr
Eintritt: kostenlos
Hinweise: Die Veranstaltung beginnt anders als zunächst angekündigt bereits um 17.00 Uhr. Da das Fanprojekt nur über eine begrenzte Anzahl an Plätzen verfügt, bitten wir um vorherige Anmeldung per Mail an info@fanprojekt-aachen.de.
Aus dem Klappentext zu „In 100 Ländern um die Welt“
„Wie fühlt es sich an, wenn man insgesamt 100 Länder bereist hat? Und was muss alles in der Kindheit schiefgelaufen sein, wenn man dann auch noch in jedem Land das Ziel vorgibt, ein örtliches Fußballspiel zu besuchen? Der Groundhopper hat es in seinem Leben schon nicht leicht. Von den hübschen Frauen nur müde belächelt, versucht er im Komplettierungswahn möglichst viele Stadien auf dieser Welt mit seiner schlichten Anwesenheit zu beehren. Dies mag auf einem Sonntagnachmittag bei einem Heimspiel von Germania Leer sicherlich einfach erscheinen. Jedoch sieht es dann mit dem Stadionbesuch in Ländern wie Lesotho, Tadschikistan, Kambodscha oder auf Anguilla wesentlich schwieriger aus. In solchen Krisenregionen wird der anvisierte Kick auch gerne mal spontan abgesagt oder verlegt. Fußball ist somit der Antrieb und doch auch das schmerzhafte Lebenselixier zugleich. Wie also ist es möglich, dass ein einzelner Mensch in seiner Freizeit Fußballspiele in 100 Länder gesehen hat? Die Antwort steht in diesem Buch. Begleitet daher den sympathischen Verlierer zu seinen letzten zwanzig Reisen auf dem Weg zum großen Ziel. Selbst Corona konnte diesen Irren auf der ständigen Jagd nach dem nächsten Stadionbesuch nicht aufhalten. Die Art von Sammelleidenschaft mag extrem erscheinen, sie ist jedoch das Leben, was Gayson Stanley gewählt hat.“
Amazon-Rezensionen
„Dieses Buch ist von dem Literaturnobelpreis so weit entfernt, wie der Autor des Buches von gesunder Ernährung.“
„Ist ja alles schön und gut mit diesem Groundhopping, aber man könnte bei der zweiten Ausgabe zumindest mal etwas mehr Rezepte erwarten als nur den klassischen Sandwich Toast. Deswegen leider nur 5 Sterne.“
Bilder: Gayson Stanley
LAG der Fanprojekte NRW e.V. Bochum, September 2024
Vom 4. bis zum 23. Oktober 2024 finden in Nordrhein-Westfalen die Fußballkulturtage NRW statt – ein nicht-kommerzielles Kulturfestival, das sich dem Thema Fußball in all seinen Facetten widmet. Organisiert von den Fanprojekten in NRW, bietet das Festival eine breite Palette an Veranstaltungen, die kostenlos und offen für alle Fans und Interessierten sind.
Ein vielfältiges Programm für alle Altersgruppen
Das Festival umfasst zahlreiche Formate, darunter Lesungen, Filmvorführungen, Diskussionen, Ausstel-lungen, Kinderkino, Workshops und vieles mehr. Die Veranstaltungen richten sich an ein breites Publikum – von eingefleischten Fußballfans bis hin zu kulturell Interessierten und Familien. Auch für Kinder und Jugendliche gibt es spezielle Angebote, sodass die ganze Familie die Möglichkeit hat, an diesem einzigartigen Event teilzunehmen.
Gesellschaftliche Positionierung und
soziale Verantwortung
Die Fußballkulturtage NRW 2024 stehen unter dem Motto der gesellschaftlichen Verantwortung des Fußballs. Als Massenphänomen hat der Fußball nicht nur eine sportliche, sondern auch eine soziale und politische Dimension. Die Fanprojekte in NRW, ein starker Netzwerkverbund bestehend aus 16 sozial-pädagogischen Einrichtungen, setzen mit dem Pro-gramm bewusst Themenschwerpunkte, die in der medialen Berichterstattung rund um den Fußball oft unterrepräsentiert sind. Im Rahmen der Veranstaltun-gen wird daher auch Raum für kritische Auseinander-setzungen mit gesellschaftlichen Themen geschaffen, wie Rassismus, Kolonialismus, Kommerzialisierung, psychische Gesundheit und beispielsweise die Rolle von Frauen und Mädchen im Fußball. Dies unter-streicht die Überzeugung, dass Fußball mehr ist als nur ein Spiel – er ist auch eine Plattform für gesell-schaftliche Veränderung.
Ein starkes Netzwerk für eine starke Botschaft
Die Fanprojekte in NRW, die hinter diesem Festival stehen, möchten mit den Fußballkulturtagen NRW auch 2024 ein deutliches Zeichen setzen: Fußball und Kultur sind untrennbar miteinander verbunden, zudem trägt der Fußball eine Verantwortung, sich für gesellschaftliche Belange einzusetzen. Mit dieser Veranstaltungsreihe wird nicht nur die Kultur des Fuß-balls gefeiert, sondern auch eine Plattform geschaffen, auf der wichtige gesellschaftliche Debatten geführt werden können.
Kostenlos und offen für alle
Alle Veranstaltungen im Rahmen der Fußballkulturtage NRW 2024 sind kostenlos und für alle offen. Die Veranstaltungsorte verteilen sich über ganz Nordrhein-Westfalen, sodass Menschen aus der gesamten Region die Möglichkeit haben, teilzunehmen und gemeinsam die Vielfalt des Fußballs zu feiern.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch,
Ihre Fanprojekte in NRW.
Aachen, 05.03.2024
Das Fanprojekt Aachen setzt sich für demokratische Werte, Respekt, Vielfalt, Gleichberechtigung, Toleranz und Zusammenhalt ein. Ausgrenzung, Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung sollte in unserer Gesellschaft konsequent begegnet werden. Die „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ finden vom 11. bis zum 24.03.2024 statt. Die Aktionswochen stehen diesmal unter dem Motto „Menschrechte für alle“ und beziehen sich damit auf die „Allgemeine Erklärung der Menschenrechte“, die vor 75 Jahren von den Vereinten Nationen beschlossen wurde. Auf diesem Wege möchten wir auf unseren Workshop „Haltung zeigen!“, die vielfältigen Programme des Kommunalen Integrationszentrums der StädteRegion sowie der Volkshochschule Aachen im Rahmen der „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ und die Veranstaltung „Jüdische Fankultur im Fußballstadion“ der Bischöflichen Akademie hinweisen.
Auf Ballhöhe - Fußball * Jugend * Kultur Aachen, 01.03.2024
Der Presseraum im Tivoli war mit 80 Alemannia-Fans sehr gut gefüllt, obwohl sie an diesem Freitagabend sicher andere Möglichkeiten der Freizeitgestaltung gehabt hätten. Gemeinsam mit der Karlsbande hatten wir den Berliner Rechtsanwalt, leidenschaftlichen Fußballfan und Mitbegründer der Arbeitsgemeinschaft Fananwälte René Lau nach Aachen eingeladen. René vertritt bundesweit Fans in straf- und zivilrechtlichen Angelegenheiten wie z.B. in Stadionverbotsverfahren, der Geltendmachung von Rechten bei Problemen mit der Polizei oder bei Schadensersatzansprüchen gegenüber Vereinen und Verbänden. Aus seiner Kolumne „Beim Fananwalt“ in der „Jungen Welt“, in der er Einblicke in sein Seelenleben als Fan und Jurist gibt, ist das Buch „Beim Fananwalt“ entstanden. Die erste Kontaktaufnahme zwischen Fanprojekt und ihm erfolgte zu der Zeit, als die Alemannia ihren aktuellen Trainer von Renés Herzensverein BFC Dynamo Berlin mit vielen Nebengeräuschen abwarb. Dies sollte allerdings kein Hinderungsgrund für ihn sein, nach Aachen zu kommen, obwohl er sich über die öffentlichen Äußerungen des Trainers ärgerte und uns im Gespräch nachvollziehbar erklärte, wie alles wirklich ablief. Im feinsten Berliner Dialekt zog er dann aber das Positive aus der Wechselgeschichte: „Ihr steht nu janz oben mit der Alemannia und beim BFC läuft et jetze och wieda bessa.“
Die anwesenden Fans stellten unserem Gast eine Menge Fragen: zur Person, seiner Fanbiographie und seinem beruflichen Werdegang, den Erfahrungen aus seiner Anwaltstätigkeit, zu Anhörungen, Stadionverboten, Hausdurchsuchungen und vielem weiteren mehr. Alle Fragen wurden entweder in der großen Runde oder im anschließenden 4-Augen-Gespräch ausführlich und anschaulich beantwortet. René gab praktische Tipps, wie fan sich verhalten sollte und wo es wie bei der Identitätsfeststellung generell keinen Spielraum gibt. Darüber hinaus zeigte er mögliche Konsequenzen auf. Die Gesprächsthemen waren so umfangreich, dass die Präsentation des Buches kurz ausfiel und wir einen interessanten Abend nach 3 ½ Stunden schließlich beendeten. Zur Veranstaltung bekamen wir im Nachgang von allen Mitwirkenden nur positives Feedback. Der Referent selbst schrieb, dass ihm „der Abend großen Spaß gemacht hat“ und er „garantiert wiederkommen wird.“ Da können wir nur entgegnen: „Da nehm wa dir beim Wort, René!“
Aachen, 29.01.2024
Das Fanprojekt Aachen blickt auf ein intensives und abwechslungsreiches Jahr 2023 zurück. Es wurde sportlich, kreativ, lustig, nachdenklich, rasant, spannend oder gemütlich bei wiederkehrenden und neuen Angeboten. In erster Linie waren Jugendliche und junge Erwachsene aus der Aachener Fußballfanszene mit verschiedenen Sport-, Freizeit- und Bildungsveranstaltungen, mit Jugendbegegnungen sowie U18 Auswärtsfahrten angesprochen. Mit dem Integrationsprojekt „Heimspiel für alle“, Vorträgen und Workshops zur Erinnerungskultur oder verschiedenen Diskriminierungsformen weckten wir darüber hinaus das Interesse weiterer Zielgruppen. Highlights waren z.B. das Fanfinale in Berlin, das Fancamp in den Sommerferien oder das Streetkick-Turnier. Die Spielbegleitung, Beratungsangebote und Netzwerkarbeit gehörten selbstverständlich auch zu unseren Arbeitsinhalten.
Im Juni wurde dem Fanprojekt Aachen das Qualitätssiegel „Fanprojekt nach dem Nationalen Konzept Sport und Sicherheit“ erneut für drei Jahre verliehen und im November feierte es sein 15jähriges Jubiläum. Die StädteRegion und die Stadt Aachen beschlossen außerdem, die kommunale Förderung des Fanprojekts bis Ende 2027 fortzusetzen und es finanziell besser auszustatten. Den krönenden Abschluss bildete dann passend die letzte Veranstaltung kurz vor Weihnachten. Beim Hallenmasters der nordrhein-westfälischen Fanprojekte konnte unser Team zum ersten Mal den Siegerpokal in die Kaiserstadt holen. Die aktuelle Broschüre, die in erster Linie als Tätigkeitsnachweis für Förderer*innen und Netzwerkpartner*innen gedacht ist, steht der Öffentlichkeit zur Ansicht und zum Download auf unserer Homepage zur Verfügung.
Foto Indonesien: Andrin Brändle
Fotos Spieltag: Jerome Gras, Michael Graff, Karlsbande Ultras
Aachen, 26.01.2024
27. Januar: Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus
Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau von sowjetischen Soldaten befreit. Der 27.1. wurde 1996 in Deutschland als Gedenktag - von den Vereinten Nationen als "International Holocaust Remembrance Day" im Jahr 2005 - festgelegt und erinnert an die Millionen von Opfern des Nationalsozialismus: Juden zuallermeist, aber auch Sinti und Roma, Homosexuelle, Behinderte, Kriegsgefangene, politisch Andersdenkende, Menschen, die nicht in die menschenverachtende Weltanschauung passte und für "lebensunwert" erklärt wurden.
Nie wieder: Erinnerungstag im deutschen Fußball
"Nie wieder Auschwitz“ hieß die Botschaft der Überlebenden des Vernichtungslagers. Fußballfreunde haben diese Botschaft 2004 aufgegriffen und den „Erinnerungstag im deutschen Fußball“ ins Leben gerufen. Ein Bündnis aus Einzelpersonen, Fangruppen und Fanprojekten, Vereinen, Verbänden und weiteren Institutionen engagiert sich dabei für eine würdige Gedenkkultur und für ein Stadion ohne Diskriminierung. An den Spieltagen rund um den 27. Januar wird der Erinnerungstag mit vielfältigen Aktionen im und außerhalb des Stadions organisiert. Die Kampagne widmet sich jedes Jahr einem bestimmten Schwerpunkt. 2024 lautet er "Nie wieder ist jetzt!“ und bezieht sich auf den Terrorangriff auf Israel im vergangenen Herbst sowie den weltweit aufflammenden Antisemitismus.
Antisemitismus
Ganz vereinfacht bedeutet Antisemitismus Judenfeindschaft, wenngleich er viele Gesichter hat. Jüdischen Menschen werden bestimmte negative Eigenschaften wie z.B. Geldgier und Boshaftigkeit unterstellt, aufgrund derer sie verachtet und gehasst werden können. "Die Juden“ sind in Verschwörungstheorien die heimlichen Strippenzieher, die Politik und Weltwirtschaft kontrollieren. Anders als bei rassistischer Diskriminierung, wo "die Anderen“ als minderwertig dargestellt werden, werden Jüdinnen und Juden beim Antisemitismus über die Minderwertigkeit hinaus auch als übermächtig und überlegen vorgestellt. In ihrer Existenz wird die Ursache aller Probleme gesehen. Seinen Ausdruck fand und findet die antisemitische Weltanschauung in der Verleumdung, Ausgrenzung, Diskriminierung, Verfolgung und Vertreibung bis hin zur Ermordung jüdischer Menschen. Sie gipfelte im Nationalsozialismus in der systematischen Ermordung und kostete rund zwei Drittel aller damals lebenden europäischen, nämlich ca. 6 Millionen Jüdinnen und Juden das Leben.
Nie wieder ist jetzt!
Am 7. Oktober 2023 wurden Jüdinnen und Juden in Israel Opfer eines Terrorangriffs der Hamas. Das bedeutete eine Zäsur für Israel und die jüdische Gemeinschaft weltweit. Es kann und darf nicht sein, dass durch Attacken und Bedrohungen jüdischer Institutionen, Privatwohnungen und Sportvereine Antisemitismus folgenlos und unwidersprochen, auch bei uns in Deutschland ausgelebt werden kann. Wir dürfen den enthemmten Antisemitismus nicht hinnehmen, bei dem offen die Auslöschung des jüdischen Lebens im Gesamten gefordert wird. Wir müssen solidarisch an der Seite unserer jüdischen Mitbürger*innen stehen. Daher unser Appell an euch: Schützt unsere Demokratie! Wehret den Anfängen! Mischt euch mutig ein, wenn euch irgendwo Hass und Gewalt begegnen! Gebt dem Antisemitismus keine Chance. Wir alle können einen Beitrag leisten – auf und neben dem Fußballplatz.
Fanprojekt Aachen: Erinnerungskultur und Antidiskriminierung
Das Fanprojekt Aachen setzt sich für demokratische Werte, Respekt, Vielfalt, Gleichberechtigung, Toleranz und Zusammenhalt ein. Der Abbau von Vorurteilen, Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus gehört u.a. zu den Zielen der sozialpädagogischen Fanprojekte. Mit Gedenkstättenbesuchen, Workshops, Vorträgen, Kreativangeboten, einem inklusiven Straßenfußballturnier und weiteren Veranstaltungen dokumentieren wir eindeutig unsere Haltung. In den vergangenen Jahren haben wir gemeinsam mit Alemannia-Fans verschiedene Erinnerungsorte besucht wie z.B. in Amsterdam, Hamburg, Mittelbau-Dora und Nürnberg, aber auch in unserer Region mit der Bildungsstätte Vogelsang. Wir haben uns mit Ultra- und Fangruppen bei Bunkerführungen und Stadtrundgängen vor Ort über die Zeit des Nationalsozialismus in Aachen informiert. Erinnern und Informieren reicht allerdings nicht aus, so lange es antisemitische, diskriminierende, rassistische Einstellungen gibt und diese Gesinnung im Stadion und anderswo bekundet wird.
Informationen zur Kampagne „!Nie wieder – Erinnerungstag im deutschen Fußball“ gibt es beim Klick auf folgenden Link.
Aachen, 26.01.2024
Aachen, den 01.11.2023
Das Fanprojekt Aachen startete am 1.11.2008. Das heutige Team hatte da noch andere Dinge zu tun: Sibbe arbeitete im Jugendzentrum, Ferry machte eine Ausbildung und Hendrik ging noch zur Schule. Mit Beginn im Fanprojekt hat jeder von uns sich auf ein mehr oder weniger unbekanntes Terrain aus Fanszene, Spieltagen und ganz viel Drumherum begeben und musste einiges dazulernen. Ausgelernt haben wir nicht. Wir durften kreativ sein und unsere Angebote nach unseren Vorstellungen gestalten. Das war super, selbst wenn nicht immer alles geklappt hat. Wir haben viele verschiedene Menschen kennengelernt. Meistens nette, manchmal aber auch doofe. Die Arbeitszeit war immer flexibel und der Job abwechslungsreich. Das wird wohl so bleiben. Für euer Vertrauen, euren Support und ganz viel mehr bedanken wir uns bei allen Weggefährten, Förderer*innen, Kolleg*innen und Netzwerkpartner*innen. Wir bedanken uns bei allen Fans, Ultras, U18-Fahrer*innen und Interessierten, die unsere Angebote angenommen und ihre Zeit mit uns geteilt haben! Wir blicken guten Gewissens und mit vielen schönen Erinnerungen auf die vergangenen Jahre zurück und freuen uns auf weitere. Allez Fanprojekt AC! Sibbe, Ferry und Hendrik
Auf Ballhöhe - Fußball * Jugend * Kultur Aachen, den 14.04.2023
1938 nahm die indonesische Nationalmannschaft als Niederländisch-Indien an der Fußballweltmeisterschaft teil und musste nach einer 0:6 Niederlage gegen Ungarn direkt wieder die Heimreise antreten. Seitdem ist der viertbevölkerungsreichste Staat der Erde im Weltfußball sportlich nicht mehr sonderlich in Erscheinung getreten. 2022 hingegen sorgte ein Unglück nach einem Spiel der ersten indonesischen Liga für traurige Schlagzeilen. Im Kanjuhruhan-Stadion von Malang ereignete sich eine der schwersten Sportstadion-Katastrophen in der Geschichte. Nach dem Einsatz von Tränengas durch die Polizei infolge von Ausschreitungen kam es zu einer Massenpanik, die mindestens 135 Menschen das Leben kostete.
Mehr als eine Viertelmilliarde Menschen leben in Indonesien, einem Land der Extreme. Allein 32 Millionen davon wohnen in der Metropolregion Jakarta. Die Hauptstadt liegt auf Java, der bevölkerungsreichsten von über 17.000 Inseln. Hierzulande ist der eher unbekannte Inselstaat vielen Menschen oft lediglich mit seinem Regenwaldgebiet und als touristisches Reiseziel ein Begriff. Der Schweizer Andrin Brändle verbrachte in Indonesien einen ganzen Sommer und begleitete die Ultras der „Brigata Curva Sud“ des Fußballvereins PS Sleman. Wenn er nicht gerade an einem Heimspiel der PSS oder mit den Fans für ein Auswärtsspiel nach Bali, Borneo oder Sumatra reiste, besuchte er andere Spiele von der ersten bis zur dritten Liga.
Woche für Woche stehen Fans auf bröckeligen Stufen, blicken zwischen Stacheldrahtzäune hindurch auf staubige Spielfelder und in die Gesichter grimmiger Polizisten – unsicher, ob sie alle wieder gesund nach Hause kommen. Andin Brändle sah auf seiner Reise die großen Klassiker des Landes, dokumentierte Choreografien, Krawalle und Ausschreitungen und lernte so die indonesische Fankultur besser kennen.
Termin: Donnerstag, 27.04.2023
Ort: Fanprojekt Aachen
Einlass: 18.00 Uhr
Beginn: 19.00 Uhr
Eintritt: kostenlos
Anmeldung: wegen der begrenzten Anzahl an Plätzen wird um eine vorherige Anmeldung gebeten
Kontakt: info@fanprojekt-aachen.de oder Mobil
0172-1974446
Aachen, den 21.03.2023
Am 20.03.2023 eröffneten das Fanprojekt Aachen mit dem Kommunalen Integrationszentrum, der VHS Nordkreis Aachen und dem Integrationsrat der Stadt Alsdorf die „Internationalen Wochen gegen Rassismus“ im Kultur- und Bildungszentrum Alsdorf (kurz: KuBiZ). Nach Grußworten des Stellvertretenden Bürgermeisters Friedhelm Krämer und des Dezernenten der StädteRegion Dr. Michael Ziemons widmete sich Dr. David Berchem in seinem Vortrag „Brennglas der Gesellschaft? Diskriminierung und Ausgrenzung im Fußball.“ alltäglichen Formen der Diskriminierung und diversen Phänomenen der Ungleichbehandlung im Volkssport Nr.1. Aufbauend auf der Einordnung des Begriffs führte der Projektleiter der „Meldestelle für Diskriminierung im Fußball in NRW“ (kurz: MeDiF NRW) und Lehrbeauftragte der Ruhr-Universität Bochum nicht nur zahlreiche Fallbeispiele von Rassismus, Antisemitismus und Sexismus an, sondern zeigte auch Gegenstrategien und Handlungskonzepte auf. Zahlreiche Fragen aus dem Publikum und eine abschließende Diskussion rundeten den aufschlussreichen Vortrag ab.
Noch bis zum 31.03.2023 können sich Interessierte die vom Kölner Fanprojekt konzipierte Wanderausstellung „Flucht, Migration, Fußball“ im KuBiZ anschauen. Die Ausstellung beleuchtet die Geschichte von Fußball und Migration, bietet biographische Einblicke und geht den Ursachen nach, warum Menschen aus ihrer Heimat fliehen, wie sie nach Europa kommen und wie die Bedingungen in ihren Herkunftsländern sind. Die "Internationalen Wochen gegen Rassismus" dauern in diesem Jahr bis zum 02.04. an. Das Programm der StädteRegion Aachen wird durch Veranstaltungen ihrer Kooperationspartner*innen an verschiedenen Orten in der Region bereichert.
Fotos: van Rey, StädteRegion Aachen, Fanprojekt Aachen
Aachen, den 08.02.2023
Während dieses Jahr schon in vollem Gange ist und der Ball wieder rollt, berichtet das Fanprojekt Aachen im Jahresrückblick 2022 über seine Arbeitsinhalte der vergangenen, ereignisreichen Monate. Die aktuelle Broschüre, die in erster Linie als Tätigkeitsnachweis für Förderer*innen und Netzwerkpartner*innen gedacht ist, steht der Öffentlichkeit zur Ansicht und zum Download auf der Homepage der Jugendhilfeeinrichtung zur Verfügung. Kicken und kreativ sein, Fancamp und Fußballkulturtage, Integrationsprojekt und Gedenkstättenfahrt: vielfältige Veranstaltungen für Interessierte wird das Fanprojekt Aachen, das im Herbst sein 15-jähriges Bestehen feiern wird, auch in Zukunft anbieten und versprechen ein spannendes 2023.
!Nie wieder Aachen, den 23.01.2023
Heute gehen in dem Büdchen am Anna-Sittarz-Platz Döner und Falafel über die Theke. In den 1930er Jahren verkaufte Anna Braun-Sittarz in ihrer kleinen Verkaufsstelle Zeitungen und frische Milch. Anna wurde 1892 in Aachen geboren und arbeitete zunächst als Weberin in einer Aachener Tuchfabrik, bis sie eben jenes „Milchbüdchen“ eröffnete. Bis 1929 gehörte sie dem Stadtrat an, zunächst für die KPD, dann als parteiloses Mitglied. Nachdem die Nationalsozialisten 1933 die Macht in Deutschland ergriffen hatten, wurde Aachen Anlaufstelle für den Widerstand im nahen Ausland. Anna Braun-Sittarz‘ Büdchen wurde Umschlagplatz für die in Deutschland verbotenen und daher aus dem Ausland nach Aachen geschmuggelten Zeitungen, Bücher oder Flugblätter. Doch schon 1933 fliegen die Aktivitäten erstmals auf. Die Inhaberin wird wegen illegaler politischer Tätigkeit verhaftet.Vier Jahre später wird sie vor Gericht gestellt und zu zwei Jahren und drei Monaten Zuchthaus wegen Vorbereitung zum Hochverrat verurteilt. Nach ihrer Entlassung überwacht die Geheime Staatspolizei (kurz: Gestapo) sie weiter. Trotz der Gefahr, erneut festgenommen zu werden, setzt sich Anna für andere Verfolgte des NS-Regimes ein. Während 1944 eine erbitterte Schlacht um Aachen tobt und die Stadt in Schutt und Asche liegt, bleibt sie trotzdem in ihrer Heimstadt. Nach der Befreiung Aachens im Oktober 1944 durch die amerikanische Armee gründet Anna Braun-Sittarz im März 1945 gemeinsam mit anderen den Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes, die erste demokratische Gewerkschaft der Nachkriegszeit. Am 24. April 1945 kommt sie bei einem Autounfall in der Nähe von Aachen ums Leben. Anna Braun-Sittarz hat für ihre antifaschistische Haltung eingestanden und trotz Verurteilung, Verfolgung und der Gefahr für Leib und Leben Solidarität gezeigt. An ihr müssen wir uns ein Beispiel nehmen, wenn es darum geht, gegen Menschenfeindlichkeit, für Solidarität und ein „Nie wieder!“ einzustehen.
Wir gedenken den Millionen von Opfern des Nationalsozialismus: Juden zuallermeist, aber auch Sinti und Roma, Homosexuelle, Behinderte, Kriegsgefangene, politisch Andersdenkende, Menschen, die nicht in die menschenverachtende Weltanschauung passte und für "lebensunwert" erklärt wurden. Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz von sowjetischen Soldaten befreit. Der "Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus" wurde 1996 durch Proklamation des Bundespräsidenten Roman Herzog eingeführt und auf den 27. Januar festgelegt. „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“ (Bundespräsident Roman Herzog, 1996)
„!Nie wieder“, diese Botschaft der Überlebenden des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau, haben Fußballfreunde 2004 aufgegriffen und den „Erinnerungstag im deutschen Fußball“ ins Leben gerufen. Ein Bündnis aus Einzelpersonen, Fangruppen und Fanprojekten, Vereinen, Verbänden und Institutionen aus dem Fußball gedenkt seitdem der preisgegebenen Familienmitglieder und engagiert sich für eine würdige Gedenkkultur und für ein Stadion ohne Diskriminierung.
Quellen & Links